Donnerstag, 11. Juli 2013

WAS MACHT EIN LIEBLINGSKLEIDUNGSSTÜCK AUS...?

WAS MACHT EIN LIEBLINGSKLEIDUNGSSTÜCK AUS...? 

Also...

Ich habe mich eingehend damit auseinandergesetzt - es ist ja mein Beruf 

... ausprobiert, angezogen, verloren, beobachtet, eingekauft, verkauft, verschenkt, gewaschen (falsch und richtig), erlebt, erzählt, gefragt, erzählen lassen, gesucht... und einiges gefunden:

Nicht nur Kleidungsstücke, sondern Geschichten...

... bis noch vor wenigen Jahrzehnten - und heute ist das auch noch immer so in vielen Teilen der Welt - waren die meisten Menschen froh, überhaupt etwas am Leib zu haben...
Durch Industrialisierung und unser konsumorientiertes System, durch das Bedürfnis nach Luxus hat sich eine schnelllebige Kleiderkultur entwickelt, die wir heute kaum noch zu verteilen vermögen. Es gibt nicht nur Butterberge und andere Lebensmittel, die einfach auf dem Müll landen - es gibt auch Kleiderberge - Massenware, die lieblos im Container als Abfall endet und dann in anderen Ländern von "sozialen Organisationen" verkauft wird und somit dort in das soziale Gefüge eingreift.

Alles schon 1000 mal gehört? Ja... Ich überlasse es der Leseliste, wie Jede/r sich in dieses Thema einarbeiten möchte... 

Kleidung ist weit mehr als nur ein sachlicher Zweck - es ist Kultur - die Frage ist nur, ob eine Kultur, die wegwirft und den Wert einer Sache nicht mit der Sache selbst, sondern mit einem Bild der Sache verbindet - ob diese Kultur Bestand hat... 
Vor allem, wenn die Bilder vierteljährlich wechseln und die Menschen, die diesen Bildern folgen gar keine eigenen Bilder mehr entwickeln... 
Ich stelle immer wieder fest, dass kaum Jemand noch weiß wo, und wie seine 2. Haut hergestellt ist ..
Wir können alles kaufen - aber wir wissen nicht mehr was es für uns ist... Wir sehen Abbildungen im Fernsehen oder auf dem PC... Greifen schnell in den Schrank, das Regal im Laden oder überlassen es anderen uns zu sagen, was gerade "getragen" werden muss...
Wir schaffen ein Bild in das wir nicht passen und wundern uns, wenn wir nicht mehr wissen, wer wir sind - ich bin kein Kleid - ich bin kein Label - ich bin kein Image - ich bin ich und das kann sich jeden Tag anders anfühlen...

Für mich hat heute noch alles einen Zauber... Jede Begegnung, jeder Stoff auf der Haut... Jedes Entdecken... Und weil ja Kleider mein Beruf sind, bin ich hier auf Entdeckungsreise gegangen, um den Zauber der Dinge wieder zu finden...

Vor 3 Jahren bat ich Freunde mit mir die Sammlung der Geschichten über Lieblingskleider zu beginnen... Es ist einiges zusammengekommen und ich freue mich über jede Ergänzung...!!! 
So kann eine Badehose oder das abgetragene T- Shirts des Liebsten zu einer bleibenden Erinnerung werden - wenn wir es nur zulassen...
Ich möchte hier auch dazu anregen sich wohl zu fühlen - in der 2. Haut oder sich überhaupt zu fühlen... Denn Kleidung ist immer noch für viele Menschen ein Luxus. 
Warum geniessen wir nicht den Luxus, den wir haben, wenn wir uns anziehen, einhüllen, ausstaffieren, anhübschen, zurechtmachen, rausputzen??
Die Sprache zeigt es auch - es gibt 1000 Worte und 1000 Wege...

Was sich wie ein roter Faden durch die gesammelten Geschichten zieht, ist die Tatsache, dass wir eine Beziehung zu den Dingen - zu den Kleidern haben, die Lieblingsstücke sind - sie sind verbunden mit einem Lebensgefühl, mit einer Erinnerung, mit dem Wesentlichen, was unser Erleben ausmacht. Wir verbinden etwas mit den Kleidern und so stehen Kleider für unsere Idee vom Leben.

Die erste Episode dürfte allen bekannt sein, die schon mal den Jakobsweg gegangen sind: In Finisterre verbrennt ein richtiger Pilger ein Kleidungsstück um das Ende des Weges und einen Neubeginn zu markieren - nahezu als neuer Mensch... 
Ich habe von vielen diese Geschichten gehört - mein Neffe landete damit sogar in der Tageszeitung und brachte als Erinnerung daran eine Collage seiner Boxershorts ein...









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